Viele Prominente und Unternehmer haben sie, vertrauen auf sie und nutzen sie, um die vielfältigen und oft engen Termine alle wahrnehmen zu können: ihre Business Jets. Anders sind die großen Entfernungen und engen Zeitfenster meistens nicht zu bewältigen. Aber wie bei allen Dingen ist hier der Preis der Maschine nicht außer Acht zu lassen. Privatflieger ist nicht gleich Privatflieger.
In Agententhrillern bringen sie wichtige Persönlichkeiten zum Ort des Geschehens, internationale Konferenzen kommen nicht ohne sie aus; sie bewegen sich überall am Himmel: In Mallorca, wenn der Tourist aus dem A320-Touristenbomber aussteigt, in der „Provinz“, wenn ein Unternehmer seine entlegene Produktionsstätte besuchen muss und auf dem kleinen Regionalflugplatz landet oder in Frankfurt, dem größten Flughafen Europas. Privatjets sind heute aus der modernen Businesswelt nicht mehr weg zu denken. Unabhängig von festen Flugrouten und fadem „Chicken or meat?“ bieten kleine Privatmaschinen dem jeweiligen Besitzer einen schier unermesslichen Luxus bei dieser privilegierten Beförderungsart.
Aber auch bei diesem Thema steht der zukünftige Eigentümer vor der Frage: Für welchen Zweck soll das Flugzeug eingesetzt werden? Wie in der Automobilbranche gibt es auch auf dem Flugzeugmarkt verschiedene Klassen, die unterschiedliche Investitionen erfordern. Vom „Gebrauchsflieger“ bis hin zur Luxusmaschine reicht das Angebot – natürlich verbunden mit den entsprechenden Kostenunterschieden. Während bei einem Luxusschlitten wie einem Bugatti oder Ferrari bei einigen Millionen auch für Sondermodelle die obere Schmerzgrenze schon erreicht ist, geht es in der Aviatik dort erst richtig los. Zweistellige Millionenbeträge sind bei der Luxusklasse der Flieger mit den Namen Gulfstream, Boing, Airbus oder Global erst der Beginn der Preisfahnenstange, Sonder- und Luxusausstattungen können den Preis dann schnell noch um einiges in die Höhe treiben.
Kanada, Frankreich, Brasilien und USA beheimaten die etablierten Markenherstellern der Luftfahrt. Amerika gilt weiterhin als der traditionell größte Absatzmarkt für die Maschinen. Etwa 70 % der Markenjets werden von Unternehmen geordert, Aufträge von Privatpersonen haben einen Anteil von 20 % und Regierungen, Behörden und Institutionen kaufen 10 % des Auftragsvolumens. Auf europäischen Boden sind rund 4.400 Privatjets registriert. Während in der Automobilbranche der Trend zu Sparsamkeit und Kompaktklasse vorherrscht, geht es bei den Luftfahrzeugen eher in Richtung Midsize und Heavy. Allerdings muss es nicht immer direkt ein Jet sein, der die wichtigen Personen eines Unternehmens von A nach B befördert. Auch kleiner Propellerflugzeuge haben hier noch durchaus ihre Existenzberechtigung. Gerade, wenn es darum geht, auch kleinere Flughäfen anzufliegen, die nicht über Jet-geeignete Start- und Landebahnen verfügen. Was nutzt ein luxuriöser Geschäftsjet, der mit 1000 km/h sein Ziel erreicht, aber aufgrund der nicht ausreichenden Flugplatzkapazitäten weder landen noch starten kann? Hier sind immer noch Maschinen wie eine zweimotorige Piper Senca oder eine Textron-Beechcraft Baron das Mittel der Wahl. Diese klassischen, 6-sitzigen Maschinen, die diesen Markt führend seit Jahrzehnten bedienen, sind nicht so schnell wie ihre großen Brüder, aber genügsam, was die Länge der Start- und Landebahnen angeht. Und mit 320 km/h kommt man auch zügig ans Ziel seiner Reise.
Es geht jedoch noch kleiner und sparsamer: Die bekannten Hersteller Cessna und Pilatus bieten mit ihren Typen Caravan, bzw. PC-12 einmotorige Maschinen an, die ihre Leistung nicht zu verstecken brauchen. Angetrieben von einer Propellerturbine, bieten die Modelle Platz für bis zu 10 Passagiere zuzüglich Fracht und Gepäck. Auch sie begnügen sich nicht nur mit kürzeren Start- und Landebahnen, sie sind auch nicht so wählerisch, was den Untergrund angeht: Schotter-, Sand- und Graspisten können von den kleinen Universallfliegern ohne Probleme angeflogen werden. Gerade die Pilatus-PC12 aus der Schweiz zeigt, wie eine möglichst große Einsatzflexibilität die Verkaufszahlen fördert. Die Turboprop-Maschine bietet alles, was ein Pilotenherz sich nur wünschen kann: Enteisungssysteme, serienmäßige Druckkabine, Autopilot, Wetterradar und Antikollisionssystem sind nur einige Features, die dieser Flieger zu bieten hat. Hierdurch ist die einmotorige Propellermaschine ebenso alltagstauglich und flexibel wie eine große Verkehrsmaschine.
Diese wichtigen Fragen sollten vorab geklärt sein
Die Beantwortung dieser Fragen schränkt die Auswahl der in Frage kommenden Privat Jets deutlich ein. Jedoch gehen die Unternehmen faulen Kompromissen aus dem Weg, indem sie nur eine zeitlich definierte Nutzung der Maschine kaufen. So werden zum Beispiel 300 Flugstunden der Maschine erworben, was das Budget deutlich schont. Dies ist mittlerweile ein gängiges Geschäftsmodell. Spezielle Rational-Ownership-Unternehmen haben sich auf diesen Part der Kundschaft eingestellt, der flexibel und kostensparend einen privaten Jet nutzen möchte. Ebenso können bei diesen Dienstleistern die Crew, das heißt die Piloten, Co-Piloten und Stewards gleich „mitgeleast“ werden. Auch das Catering, die Verpflegung wird direkt mit angeboten.
Auch der Triebwerkstyp ist bei einem Business Jet nicht zu vernachlässigen. Hier ist die Auswahl deutlich geringer als bei den Flugzeugtypen. Die renommierten Hersteller sind hier Rolls-Royce, Honeywell, Snecma, und General Electric. Wie im Automobilbereich auch, sind hier die Anforderungen in Puncto Verbrauch, Schadstoffausstoß und Lärmbelastung deutlich gestiegen. Während es bei großen Verkehrsflugzeugen mehrere Triebwerksvarianten gibt, müssen Personal Jets mit nur einer Art Vorlieb nehmen.
Bei den leichteren Jets stehen in diesem Jahr besonders die Hersteller Pilatus, Honda und Cirrus Design im Rampenlicht. Die Vision SF 50 Jet vom Hersteller Cirrus Design zielt vor allem auf den selbständig fliegenden Geschäftsmann ab, der die Sicherheit in den Vordergrund stellt. Der einstrahlige Jet ist weltweit einzigartig, was sein Gesamtrettungssystem angeht. Bei Kollision, Triebwerksausfall oder anderen technischen Defekten können der Pilot oder die vier Passagiere unabhängig voneinander manuell ein Rettungssystem auslösen. Ein Rettungsfallschirm wird ausgeschossen und das gesamte Flugzeug gleitet an diesem sanft zu Boden, ohne dass die Insassen verletzt werden. Runde zwei Millionen Dollar soll dieses Wunderwerk am Markt erlösen.
Der Flugzeugbauer Pilatus aus der Schweiz möchte mit der Universalität des neuen PC-24 glänzen. Der neue zweistrahlige Privatjet landet souverän auch auf Schotter, Sand und Gras. Nach Herstelleraussage kann der Flieger somit auf mehr als 21.000 Flugplätzen dieser Welt starten und landen. Fast doppelt so viele, wie Maschinen anfliegen dürfen, die nur für asphaltierte Bahnen zugelassen sind. Der „Spaß“ hat auch seinen Preis: rund 9 Millionen Dollar kostet die PC-24 in der Grundausführung. In ihr finden sechs bis 10 Passagiere Platz, in der ebenfalls erhältlichen Ambulanzausführung können drei Patientenliegen installiert werden. Mit diesem Modell schein Pilatus bei seinen Kunden gepunktet zu haben: bis ins Jahr 2020 ist diese Maschine ausverkauft.
Newcomer am Markt der leichten Maschinen ist Honda mit seinem Jet für vier bis sechs Personen. Der Hersteller, der eher aus dem automotive-Sektor bekannt ist, tat sich nicht ganz leicht mit der Entwicklung seines Zweistrahlers mit der ungewöhnlichen Triebwerksposition. Auf statt unter den Tragflächen hatten die Konstrukteure sie gesetzt, was zu einigen Rückschlägen führte. Hintergrund dieser Konstruktion war eine reduzierte Geräuschentwicklung für die Passagiere. Durchgesetzt hat sich diese Art der Triebwerksanordnung aber bis heute nicht wirklich. Trotzdem will Honda an dieser Triebwerksanordnung festhalten und nach der notwendigen Zulassung mit der Maschine in Serie gehen. Vorgesehener Preis: um die 4,5 Millionen Dollar.
Bei den Personal Jets mit acht bis zwölf Passagieren stehen vor allem Cessna, Embaer und Bombardier im Wettbewerb. Die zweistrahligen Challenger- und Lear-Modelle können Strecken von bis zu 4.000 Kilometern im Nonstop-Flug bewältigen und haben Kabinen in Stehhöhe.
In der „Haute volée“ der Flieger trifft man auf die Luxusflieger von Gulfstream, Airbus, Dassault-Falcon und Boeing. Hier kaufen die Kunden, bei denen Geld und die Länge von Start- und Landebahn keine Rolle spielt. Hier liegt der Einstiegspreis bei rund 45 Millionen Dollar. Dafür gibt es Reichweiten von 9.000 Kilometer Non-Stopp und nicht zuletzt die notwendige Diskretion, die für so manchen Kunden im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert ist. Mehr als 11.000 Kilometer kann das Topmodell von Bombardier zurücklegen. Das Flaggschiff des Mitbewerbers Gulfstream, die 650 ER, fliegt mit zwei Tankfüllungen einmal um die Welt, was einer Einzelreichweite von 14.000 Kilometern entspricht.
Die Falcon 7X und 8X vom französischen Hersteller Dassault kommt mit einem dritten Triebwerk daher. Hier wird definitiv auf ein Mehr an Sicherheit gesetzt. Der Dassault-Konzern rühmt dieses Flugzeug mit dem bildhaften Vergleich, dass man es auch auf einem Taschentuch landen und dann nonstop nach Dubai durchstarten könne. Wirklich exotische Ausstattungswünsche der privaten Jets sind jedoch selten. Zu hoch wären die Kosten, um zum Beispiel Badewannen oder Duschen einzubauen. Abgesehen von dem Problem, das Wasser viel Gewicht und Platz beansprucht. Wesentlich interessanter für die Kunden ist der Wiederverkaufswert, da normalerweise alle fünf Jahre ein Privatflieger ausgetauscht wird. Bei Summen von rund 55 Millionen Dollar für die 8X ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Die Branchenriesen Airbus und Boeing führen alle ihre Modelle auch als Business-Version. Für diese 4-strahligen Maschinen sind jedoch Preise jenseits der 300-Millionen-Dollar-Grenze zu veranschlagen. Die Boeing 747-8 ist beispielsweise als Air Force 1 des amerikamischen Präsidenten unterwegs. Die A380 des Mitbewerbers Airbus ist ebenfalls in einer VIP-Variante erhältlich.
Wer mehr Wert auf Geschwindigkeit als Komfort legt, der mag sich mit der Cessna Citation X+ anfreunden. Dieser Jet erreicht Mach 0,935, das entspricht einer Geschwindigkeit von etwa 1.155 km/h. Der Mitbewerber Gulfstream beschleunigt seine 650 mit Mach 0,925, was 1.133 km/h entspricht. Die normale Reisegeschwindigkeit liegt bei rund 970 km/h. Immer noch beeindruckend genug, um jede Lufthansa-Maschine hinter sich zu lassen.